Wenn Plan A nicht passt, soll ich Plan B haben
Das habe ich in Deutschland gelernt, mehrere Pläne zu haben. Als ich mit meiner Familie nach Deutschland gekommen bin, wollte ich mein Traumziel erfüllen: Studieren. Aber das Leben ist nicht so einfach, dass alle Dinge und Träume sofort wahr werden.
Meine erste Herausforderung in Deutschland war: die deutsche Sprache. Nur einen Sprachkurs zu besuchen, sollte nicht meine einzige Lösung sein, um schnell Deutsch zu lernen. Stattdessen besuchte ich gleich zwei Kurse. Das war meine Lösung, um mein Ziel schneller zu erreichen. Wie ihr denkt, ist es fast unmöglich zwei Kurse parallel zu besuchen, aber es hat funktioniert und es sollte funktionieren, wenn man seine Ziele erfüllen möchte.
Kurse, Kurse, Kurse
Die Berufsschule war meine erste Station, um Deutsch zu üben. Für mich war es unmöglich alle Informationen zu verstehen, wenn das eigene Sprachniveau auf Null war. Aber geduldig zu sein, war meine richtige Entscheidung damals. Ich wollte noch schneller Deutsch lernen. Deswegen habe ich mich entschieden, einen Abendkurs bei einer Sprachschule zu besuchen. Nach sechs Monaten in Deutschland konnte ich endlich die B1 Prüfung absolvieren und ich kam meinem Ziel immer näher.
An der Universität Augsburg musste ich für die B2 und C1 Kurse einen Einstufungstest machen. Sie wollten herausfinden, ob ich in der Lage bin, einen fortgeschrittenen Kurs absolvieren zu können. Mit erfolgreicher DaF Prüfung konnte ich endlich sowohl studieren als auch arbeiten.
Deutsch üben als Ehrenamtliche
Da ich das Gelernte nicht vergessen wollte, begann ich mich ehrenamtlich zu engagieren. Mir war wichtig Deutsch zu üben. Deswegen habe ich mich zunächst als Übersetzerin und Dolmetscherin an der Language Clinic Augsburg engagiert. Die Language Clinic Augsburg bildet Dolmetscher aus, damit sie die Law Clinic in den Beratungssprechstunden unterstützen. Die Law Clinic Augsburg ist ein Projekt der Juristischen Fakultät der Universität Augsburg mit dem Schwerpunkt Ausländer- und Asylrecht. Die Beratung ist unentgeltlich und unabhängig. Über den Verteiler der Language Clinic wurde ich anschließend auf das Projekt FIDA aufmerksam gemacht. Danach war ich eine von sechs „Talenten“, so heißen die Multiplikatorinnen des EU-geförderten Frauenprojektes FIDA „(Frühe Integration Drittstaats-Angehöriger Frauen und Förderung ihrer Chancengleichheit)“ in der Diözese Augsburg bei IN VIA Augsburg e.V. Ich leitete und organisierte selbstständig Workshops in einem vorgegebenen Themenspektrum. Das fängt bei Beratung, Selbstorganisation, gesundheitliche Versorgung an und endet bei Chancengleichheit und Teilhabe. Meine Frauengruppe zum Beispiel umfasste circa 15 Teilnehmerinnen aus Syrien im Alter zwischen 16 und 50. Wir trafen uns regelmäßig ein- bis zweimal im Monat á zwei Stunden und tauschten uns über ein Thema. Seit November 2021 unterstütze ich die Schulungen und Workshopeinheiten im Folgeprojekt FIDA &FEDA. Außerdem koordiniere und organisiere ich eigene Workshops für die Zielgruppe im Rahmen des Chancencoachings.
Und wie geht’s weiter?
Mit bestehender DaF Prüfung begann ich Wirtschaftsinformatik im Bachelor zu studieren. Heute schließe ich in drei Monaten mein Bachelor ab.
Aber wie sieht mein nächster Plan aus? Plan A wäre Master anfangen zu studieren oder Plan B einen Job zu finden. In Deutschland ist es wichtig, immer mehr als einen Plan zu machen. Aber welcher Plan zu welcher Zeit passt, das ist hier die große Frage.
Habt ihr dieselben Erfahrungen gemacht wie ich oder sogar andere? Freue mich, wenn ihr eure Erfahrungen und Gedanken mit mir teilt.
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